Aus der Biographe vom Wilhelm Ebel
Wilhelm Ebel - ein geweihtes Werkzeug in Gottes Hand

Wenn unsere älteren Glaubensgeschwister noch von Bruder Wilhelm Ebel berichten können, dann sprechen sie viel von seinen gewaltigen, überzeugenden Predigten und von seinem aufrichtigen, demütigen Leben. Die Spuren die er bei den Gläubigen in Russland hinterlassen hat, waren für viele wegweisend. In den Jahren von 1910, als er mit seiner Frau nach Europa kam, bis 1919, als er in Basel starb, beeinflusste er segensreich die Ausbreitung der Gemeinde Gottes in Europa.

Einige Tage nachdem Br. Ebel in Deutschland landete wurde er 47 Jahre alt. Er kam also nicht als ein junger Mann, sondern als ein Missionar und Evangelist den Gott in den Jahren zuvor zu seinem Dienst zubereitet hatte. Sicherlich könnte es für uns aufschlussreich sein, einiges von seinem früheren Leben und geistlichen Werdegang zu erfahren. Wie wurde er so ein besonderes Werkzeug in Gottes Hand?


Wilhelm Ebel wurde am 12. Februar 1863 in Deutschland geboren. (Gospel Trumpet = GT, 6. Nov. 1919, S. 31.). Als junger Mann scheint er recht unternehmungs- und reisefreudig gewesen zu sein. Angeblich war er in Südamerika und England bevor er sich 1885 an der Westküste der U S A niederliess. Hier erlebte er dann 1892, als er schon 29 Jahre alt war, die entscheidende Wende in seinem Leben. Er schreibt darüber Jahre später: "Am 20. März wurden es dreizehn Jahre, dass ich durch Gottes Gnade eine wahre und biblische Bekehrung erlangt habe. Eine solche Bekehrung die, Gott sei Dank, eine gründliche war und die mich in der Tat zu einer ganz neuen Kreatur in Christo machte." (Evangeliums Posaune = EP, 1. März 1905, S. 3). Bald nach seiner Bekehrung hörte er den Evangelisten D. S. Warner in Los Angeles die Botschaft der Gemeinde Gottes predigen und liess sich von ihm taufen.

Zu dieser Zeit erfuhr Br. Ebel auch von dem Glaubenswerk der Gemeinde Gottes das mit dem christlichen Wochenblatt Gospel Trumpet verbunden war und von D. S. Warner geleitet wurde. Br. Ebel entschloss sich in diesem Werk mitzuarbeiten und zog sofort nach Grand Junction, Michigan, wo das Blatt damals gedruckt wurde. In einer Spalte der Gospel Trumpet vom 23. Februar 1893 begrüsste D. S. Warner den neuen Gehilfen als "einen deutschen Bruder, gesalbt mit dem Heiligen Geist, und von Gott ausersehen die deutschen Drucke zu setzen."


Die Arbeit in der Druckerei und die Gemeinschaft mit anderen Mitarbeitern führten zu geistlichen Fortschritten bei denen Br. Ebels besondere Gaben und Fähigkeiten mehr und mehr zum Vorschein kamen. Nachdem er etwa 1½ Jahre im Werk mitgearbeitet hatte, wurde ein schlichter Aufsatz über "Nachfolge" von ihm veröffentlicht. (GT, 28. Sept. 1893, S. 3). Br. Ebel entwickelte auch dichterisches Können. Als am 1. Januar 1895 die Evangeliums Posaune ins Leben gerufen wurde, begrüsste die Leser ein Gedicht von W. Ebel auf der ersten Seite. Viele andere Gedichte sollten in den weiteren Jahren folgen. Die Posaune fand schnell zahlreiche Leser unter den Deutschen nicht nur in Amerika sondern auch in Europa.

Obwohl Br. Ebel seit 1895 viel in der Druckerei zu tun hatte, scheute er nicht die Mühe weiterhin Artikel für die Gospel Trumpet und für die Evangeliums Posaune zu verfassen. Das deutsche Blatt veröffentlichte manches das aus der Gospel Trumpet übersetzt wurde, aber vieles war nur für die Posaune geschrieben. Br. Ebel schrieb Artikel über praktische, lebensnahe Themen wie "die Furcht Gottes", "Gemeindeprobleme" und "Demut". Im Jahre 1898 beteiligte er sich auch an einer kurzen Missonsreise nach Chicago, wobei er ganz persönlich den Segen Gottes in seinem Tun verspürte. (GT, 14. Apr. 1898, S. 7).

Bald nachdem Br. Ebel im Jahre 1899 zum Schriftleiter der Evangeliums Posaune ernannt wurde, trat er mehr und mehr als Prediger in der Öffentlichkeit auf. Er fing an besonders andere Mitarbeiter und Helfer im Werke Gottes zu begleiten und anzuspornen. Er warnte vor "kleinen Dingen" die mit der Zeit zum Verhängnis werden können. (GT, 7. Aug. 1902, S. 3, 6.). Direkt an Prediger gewannt, ermutigte er Gottes Botschaft furchtlos zu verkündigen. (GT, 30. Apr. 1903, S. 4 – 5.). Seit 1903 machte er viele Evangelisationsreisen, besonders zu den deutschsprechenden Neueinwanderern in den Dakotas.

Während dieser Zeit als Evangelist erreichten Br. Ebel dann auch dringende Rufe aus Europa. In einem Bericht von einer Reise im Jahre 1905 schreibt er: "Weiter will ich noch mitteilen, dass der Herr am Wirken ist. Viele Rufe nach deutschen Arbeitern gelangen an uns. Deutschland, Russland, Canada ruft nach dem reinen Evangelium. Der Herr scheint hauptsächlich unter den Deutsch-Russen sich ein Volk zu sammeln." (EP, 1. Juni 1905, S. 2.). In der Posaune erschienen Zeugnisse von Gläubigen aus Russland, darunter auch aus verschiedenen Kolonien im nördlichen Kaukasusgebiet.


Im Jahre 1908 heiratete Br. Ebel Anna Thiessen und verbrachte etwa ein Jahr als Evangelist und Gemeinde Pastor in Californien. Obwohl er mit seiner Frau durch schwere Krankheitstrübsale gehen musste, war sie ihm, wie Ebel mit Humor berichtete, eine grosse Hilfe. (GT, 10. Dez. 1908, S. 10.). Da in der Evangeliums Posaune immer mehr von der Ausbreitung der Gemeinde Gottes an verschiedenen Orten in Europa zu lesen war, und sehr oft um Predigerbesuch nach dort gebeten wurde, fühlten sich Geschw. Ebel im Mai 1909 auch angesprochen: "Wir sind bereit den Willen Gottes zu tun und zu gehen oder zu bleiben, wo er will. Gedenket unser in euren Gebeten." (EP, 4. Juni 1909, S. 5.). Im Dezember 1909 war es ihnen klar, dass sie nach Russland reisen sollten. (EP, 3. Dez. 1909, S. 4.).

Die Fahrt nach Europa wurde schon im Januar 1910 angetreten und nach einem kurzen Besuch im Missionsheim in Essen und bei Familienmitgliedern in der alten Heimat, betraten sie noch am letzten Tage dieses Monats russischen Boden. Ihr erstes Ziel war die deutsche Kolonie Karlsruhe, im nördlichen Kaukasusgebiet, wo damals schon eine Gemeinde Gottes mit eigenem Bethaus bestant. (GT, 10. März 1910, S. 11 – 12; EP, 1909, S. 244, 349.). Nachdem sie dort etwa zwei Monate gewirkt hatten, zogen sie weiter nach Romanowka in derselben Gegend, und dann nach Wolhynien. Überall wurde viel evangelisiert, getauft, und die Fusswaschung und das Abendmahl gefeiert. (EP, 1910, S. 190.).

Vorläufige Endstation dieser langen Missionsreise wurde Riga. Von dort schrieb Br. Ebel sehr offen nicht nur über die Strapazen der Reise sondern auch von den Familienleiden, als ihr Töchterchen kurz nach der Geburt starb: "In den letzten drei bis vier Monaten hatten wir durch manches hindurchzugehen. Leiden und Trübsale kamen über uns. . . . In unserer Not schrieen wir zu Gott und Er half, so dass meine liebe Frau noch unter den Lebenden ist. . . . Unser geliebtes Töchterchen nahm der Herr zu sich. Er gab und er nahm. . . ". Auch geht das Werk Gottes hier voran, wenn auch zwar langsam. Schon zweimal hatten wir Taufe. . . . Auch hat der Herr uns befähigt, eine lettische Zeitschrift, "Ewangelijung Basune" zu veröffentlichen, die allmonatlich erscheint. . . . Wir erhielten Rufe von Wolhynien, Livland und dem Kaukasus, aber wir sind gegenwärtig nicht im Stande, diesen so dringenden Rufen Folge zu leisten. Wo sind die Arbeiter?" (EP, 1910, S. 373.).

Von Riga aus reisten Geschwister Ebel dann in den späteren Jahren zu vielen Orten um Menschen zum neuen Leben im Glauben an Gott zu rufen. Ihre mühevolle Arbeit konnten sie nur als treue, völlig geheiligte Werkzeuge Gottes durchhalten. Die Liebe zu Gott und den Menschen wurde dann auch reichlich gesegnet. Hiervon haben ja vor Jahren unsere älteren Glaubensgeschwister noch so manches gehört.

Und für uns, die wir heute leben, möge doch das Leben und Wirken von Geschwister Ebel eine Bereicherung, ein Vorbild und ein Ansporn sein

Walter Froese, USA Februar 2008