Gott in meinem Leben…
… die sichtbare Tatsache
Boitschenko

"Der HERR behütet dich;
der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand."
Psalm 121:5, Luther-Übersetzung 1984

"Der Herr gibt auf dich Acht;
Er steht dir zur Seite und bietet dir Schutz vor drohenden Gefahren."
Psalm 121,5, Hoffnung für alle-Übersetzung


Ich wurde in einer einfachen, christlichen Familie in der Nähe von Odessa, Ukraine geboren. Unsere Eltern waren nie reich. Sie erzogen uns mit viel Mühe und Fleiß und wir waren von Kindheit an gewohnt, zu arbeiten. Mein Vater war Leiter einer christlichen Gemeinde und so war ich mit der christlichen Botschaft von klein auf vertraut. Uns wurde beigebracht, wie man betet und die Bibel liest. Auch das Gemeindeleben war gut organisiert – besonders die Kinder-, Teenager-, und Jugendarbeit wurde mit viel Fleiß ausgeführt. Unsere Sonntagschullehrer waren einfache Menschen, ohne große geistliche Bildung, aber sie besaßen eine eifrige Liebe zu Gott und zu uns Kindern, die der Magnet, die treibende Kraft, waren und uns immer wieder in die Gemeinde und die Gemeinschaft mit den anderen zog.


Die christliche Atmosphäre in meiner Familie und auch die Gemeinde prägten mich und meine Lebenseinstellung. Doch mit der Zeit begann ich zu bemerken, dass die Gläubigen nicht immer das auslebten, was uns die Bibel lehrt. Besonders die ungesunden Beziehungen der Gemeindeleiter untereinander fand ich abstoßend. Ich sah, dass viele der Gemeindemitglieder zu Gott eine andere Beziehung als zu ihren Mitmenschen zu pflegen schienen obwohl in meinem Verständnis die Liebe zu Gott automatisch auch Liebe zu den Mitmenschen bedeutete. Ich spürte die Unechtheit und konnte nicht gleichgültig bleiben, wenn ich sah, wie Menschen in Ehrfurcht vor Gott standen und reumütige Gebete sprachen, so, dass ich bereit war ihnen nachzuahmen, aber nach dem Gottesdienst sich wieder in andere Menschen verwandelten und ihre Frömmigkeit ablegten. Durch diese Beobachtungen wurde ich immer mehr enttäuscht und verzweifelt. So begann ich die religiöse Formen des Gottesdienstes zu verweigern; ich begriff, dass ich entweder eine persönliche Beziehung mit Gott suchen (falls es Ihn gab!) oder die Gottesdienste verlassen musste und nicht so tun sollte, als ob ich ein Christ wäre, so wie es viele andere taten. Und ich muss zugeben, einige dieser Christen waren nicht schlechte Schauspieler. Heute verstehe ich, dass Religion und das Evangelium von Jesus Christus zwei verschiedene Dinge sind. Doch damals begriff ich das noch nicht. Die negativen Erfahrungen mit dem unechten Christentum führten mich mit den Jahren immer mehr zur Suche nach Wahrheit. Ich suchte Antworten auf die Widersprüche in mir selbst und wurde in meiner Suche immer konkreter. Oft betete ich zu Gott und bemerkte dabei, dass in meinem Leben jemand da war, der unsichtbar mitwirkte und immer präsent war.


Dieses zeigte sich eines Tages in besonderer Weise. An diesem Tag war mein Großvater Andrej mit seinem Auto samt Anhänger zu uns gekommen und bat uns mit ihm aufs Feld zu fahren um Gras für seine Tiere zu nähen… er hatte nämlich eine Kuh, mehrere Schafe, Hühner, Gänse, Kaninchen und Bienen. Ich schätzte meinen Großvater sehr, denn er war ein aufrichtiger und gutmütiger Mensch, der einen echten Glauben an Gott hatte.


Ich liebte auf dem Feld zu sein und den Duft der Feldblumen einzuatmen. Auch an diesem Abend war es ruhig und angenehm. Wir mähten das Gras mit einer großen Sense und fingen an, es auf den Anhänger aufzuladen, meine kleinen Brüder Valera und Pawel halfen uns dabei.


Ich erinnere mich noch an den Sonnenuntergang, das Rauschen des Baches, das schöne Vogelgezwitscher, das weite Feld. Es war die glücklicher Kindheitsmoment… man wollte einfach nicht nach Hause fahren. Doch Großvater hatte es eilig, denn er wollte noch seine Tiere füttern. So holte er nach getaner Arbeit ein Seil aus dem Auto und band den Grashaufen auf dem Anhänger fest. Großmutter saß schon im Wagen und eigentlich gingen wir davon aus, dass auch meine Brüder sich bereits ins Auto gesetzt hatten. Zuletzt wies mich mein Großvater an, die große Sense in den Grashaufen hineinzustecken, damit sie bei der Fahrt nicht herunterfallen konnte.


Ohne groß zu überlegen, nahm ich die Sense und wollte sie gerade mit voller Wucht in den Grashaufen stecken, als plötzlich eine unsichtbare Macht mir die Sense aus den Händen riss und diese zu Boden fiel. Es war wie ein elektrischer Schock, ich war wie gelähmt. Mit zittrigen Händen wischte ich mir den Schweiß aus der Stirn und verstand nicht, was da gerade geschehen war. Eine unsichtbare, übernatürliche Kraft hatte mir die Sense aus den Händen gerissen. Aber wer oder was war es?


Großvater, der das alles gesehen hat, stand ebenfalls ungläubig da. Er kam nicht dazu zu fragen, was mit mir los sei, als aus dem Grashaufen plötzlich die zwei glücklichen Gesichter meiner Brüder Valera und Pawel herauslugten. Sie hatten sich unbemerkt im Grashaufen versteckt und ahnten nicht, dass ihnen der Kinderscherz beinahe das Leben gekostet hätte. Denn sie hatten sich genau dort versteckt, wo ich im Begriff gewesen war, die Sense hineinzustecken. Mit Tränen in den Augen begann ich Gott für sein gnädiges Eingreifen zu danken.


Er hatte sich sichtbar in meinem Leben gezeigt und uns vor einer Tragödie bewahrt! Es war jener Gott, von dem David in Psalm 121,5 spricht: "…der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand."


An jenem Abend hatte ich diesen Gott zwar nicht mit meinen Augen gesehen aber ich hatte seine Anwesenheit bewusst gespürt. Ich kann es bis heute nicht begreifen, wie Er, der große Gott, eine solche Menge Menschen gleichzeitig beobachten kann, aber gerade deshalb ist Er auch der allmächtige Gott! Die Bibel sagt: "Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich; seine Augen schauen auf die Völker." Psalm 66, 7


Seit diesem Erlebnis sind tiefe Veränderungen in meinem Herzen geschehen. Ich begann zu bemerken, dass mein Glaube wuchs und dieser einschneidende Moment mich zu einer bewussteren Beziehungen zu Gott brachte. Ich entschied mich ganz klar für den Herrn und begann vom Dienst in seinem Reich zu träumen. Ich betete, machte Pläne, bemühte mich den Menschen nachzuahmen, die für mich Vorbilder im Dienst des Herrn waren.


Auch der Heilige Geist arbeitete in meinem Herzen. Ich erinnere mich, wie ich die Stimme Gottes zu hören begann, die mich zur Heiligung rief. Dieses führte zu neuen geistigen Kämpfen. Der Heilige Geist öffnete mir das Geheimnis über das Gesetz der Sünde und des Todes, über das Apostel Paulus im Römerbrief schreibt:
"Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. So ich aber tue, was ich nicht will, so tue ich dasselbe nicht; sondern die Sünde, die in mir wohnt. So finde ich in mir nun ein Gesetz, denn ich will das Gute tun, doch das Böse hängt mir an. Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüte und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in meinen Gliedern. Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?" Römer 7, 18-24


Meine Erkenntnis reifte und ich begann bewusst gegen das Gesetzt der Sünde in mir anzugehen, es zu bekämpfen und lernte es im Namen Gottes, mit dem Wort Gottes und im Gebet des Glaubens zu besiegen.


Groß ist mein Gott! Wenn ich mich an diese Kämpfe erinnere, so sehe ich den Herrn, der mein Leben in die Hand genommen und es auf den Felsen gestellt hat, von dem Gott durch den Propheten Jesaja sagte:
"Höret mir zu, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht: Schauet den Fels an, davon ihr gehauen seid, und des Brunnens Gruft, daraus ihr gegraben seid." Jesaja 51, 1


Gott hat wundervolles in meinem Leben vollbracht - das, was für mich als Jugendlicher modisch, attraktiv und interessant war, wurde durch die Wiedergeburt, die der Heilige Geist gewirkt hat, abscheulich und schändlich, und ich wollte es freiwillig nicht mehr haben.


"Ist denn, das da gut ist, mir zum Tod geworden? Das sei ferne! Aber die Sünde, auf dass sie erscheine, wie sie Sünde ist..." Römer 7, 13 Diese Offenbarung ist in meinem Leben, in meiner Seele, in meinem Bewusstsein durch die Arbeit des Heiligen Geistes lebendig geworden. Vor mir stand dieselbe Frage, die im Bewusstsein Apostels Paulus tönte: "Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?..." Römer 7, 24


Die Krise meiner Verzweiflung hat mich zu einer neuen Beziehung mit Gott geführt. Ich öffnete mich Ihm im Gebet des Glaubens, im Bekennen meiner Sündhaftigkeit und Er ging in die Beziehungen mit mir ein, obwohl ich sündhaft war. Diese Erfahrung machte mich glücklich. Ich brachte Gott in meinem Gebet die angenehmen Opfer der Danksagung, Ihm, dem himmlischen Vater, der mir den Sieg durch seinen Sohn Jesus Christus, der nun mein Freund und Erlöser geworden ist, geschenkt hat!


Heute gehe ich in meinen Gebeten mit Freudigkeit in Sein Heiligtum ein. Ich lerne bei Gott. Er legt mir Pläne aufs Herz und, wenn ich sie gehorsam ausführe, steht er mir immer bei.
Meinen Freunden und Gegner kann ich nun ohne Zweifel sagen, dass die Bibel, das Gebet und die christliche Gemeinde - durch den Glauben - die Tür zur persönlichen Beziehungen mit Gott werden können, die den Menschen verändern wird! Die Tür zu Gott ist geöffnet, bleibe nicht auf der Schwelle davor stehen, öffne für dich diese neue Seite des Lebens durch Jesus Christus!


All das, was um uns herum passiert - die Krise, die Inflation, die Zerstörung, die unstabilen Lebensverhältnisse - das alles sind Früchte der Gottlosigkeit. Aber höre was die Bibel sagt: "Wirst du dich bekehren zu dem Allmächtigen, so wirst du aufgebaut werden. Tue nur Unrecht ferne hinweg von deiner Hütte und wirf in den Staub dein Gold und zu den Steinen der Bäche das Ophirgold, so wird der Allmächtige dein Gold sein und wie Silber, das dir zugehäuft wird. Dann wirst du Lust haben an dem Allmächtigen und dein Antlitz zu Gott aufheben. So wirst du ihn bitten, und er wird dich hören, und wirst deine Gelübde bezahlen. Was du wirst vornehmen, wird er dir lassen gelingen; und das Licht wird auf deinem Wege scheinen." Hiob 22, 23-28


Überprüfe es und glaube daran, dass auch du Erbe der Verheißung Gottes werden kannst. Was auch immer in deinem vergangenen Leben geschehen sein mag, schaue zurück und du wirst darin Gott erkennen. Auch bei dir hätte es noch viel schlimmer kommen können. Aber wir sind am Leben und auch das ist schon ein Wunder, denn viele unserer Zeitgenossen sind nicht mehr da. Gott lässt uns leben – welch ein Vertrauen, das wir hoch schätzen dürfen!

Alexander Boitschenko, Odessa 2012