Dorothea Trudel
Trudel

Dorothea Trudel (* 1813 in Hombrechtikon, † 1862 in Männedorf) erlebte in ihren 30er Jahren eine tiefe Bekehrung. Sie ging bald danach zu den schwerkranken Mitarbeitern der Firma ihres Onkels und pflegte sie. Als die wochenlange Pflege nichts nützte, legte sie den Arbeitern die Hände auf und betete mit Worten aus Jak. 5,14-15:


Ist jemand unter euch krank, so rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich. Die sollen ihn im Namen des Herrn mit Öl salben und über ihm beten. Und das Gebet des Glaubens wird den Ermatteten retten, und der Herr wird ihn aufrichten. Und wenn er Sünden begangen hat: Es wird ihm vergeben werden.


Die Kranken wurden geheilt. Jungfer Trudel, wie sie auch genannt wurde, besuchte nach diesem tiefgreifenden Erlebnis auch weiterhin Kranke, nutzte das Gebet zur Heilung allerdings nur in äußersten Notfällen. Ein Jahr später wurde sie nach Schaffhausen gebeten. Durch das Gebet wurde hier eine Frau gesund. Dort traf sie auch Leute aus Blumhardts Umfeld und diese sagten ihr, dass sie ihren Beruf aufgeben und die Gaben der Heilung für ihre Mitmenschen einsetzen solle.
Nach einigem Widerstreben tat sie dies, und im Verlauf der nächsten Jahre wuchs ihr Werk beträchtlich. Drei Wohnhäuser standen den Kranken zur Verfügung, die jährlich zu Hunderten nach Männedorf kamen und nach Heilung suchten - Arme wie Reiche, Alte und Junge. Staatliche Hilfen erhielt das Werk keine, im Gegenteil, man wollte das Werk schließen, weil die hygienischen und medizinischen Verhältnisse aus staatlicher Sicht völlig unprofessionell und unzulänglich waren. Jungfer Trudel lebte in all den Jahren ihres Schaffens absolut bescheiden, hatte keinen persönlichen Besitz, nicht mal ein eigenes Zimmer. Sie schlief einfach immer dort, wo sie gebraucht wurde. Pro Tag hielt sie 4 Versammlungen ab, Bibelbetrachtungen, Gebetsversammlungen u.a. Sie verfügte über ein weites Wissen über die Heilige Schrift. Die Bibel stand im Mittelpunkt ihres ganzen Schaffens.


Nach ihrem Tod wurden die Häuser saniert und modernisiert und noch einige Jahre in ihrem Sinn weitergeführt. Jedoch verlor sich mit den Jahren, wie das auch bei Blumhardt in Bad Boll zu beobachten war, der ursprüngliche Antrieb und wich dem Zeitgeist. Die Häuser sind heute noch erhalten und werden unter dem Namen Bibelheim Männedorf, als Altenheim und Tagungs- und Ferienstätte geführt.


Auszug aus dem Buch von Zeller Konrad
"Dorothea Trudel von Männedorf, ihr Leben und Wirken"